Im städtischen Bereich haben Bäume natürlich unter ständigen Schnitten, vor allem in der Jugend, zu leiden. Das Hauptproblem ist aber der Wurzelbereich. Wurzelkappungen bei Grabarbeiten ist heute immer noch der Normalfall.
Hier ist ein solches Beispiel. Diese Linde steht auf einer eher kleinen Verkehrsinsel, was aber gar nicht das Problem ist. Schlimmer ist die Tatsache, dass, ausgehend vom Alter dieses Baumes, damit gerechnet werden muss, dass hier schon mehrfach Baumaßnahmen im Straßenbereich stattgefunden haben. Verbreiterungen der Straße, Kanalarbeiten, Strom, Wasser, teilweise sicherlich auch mehrfach. Und alle diese Maßnahmen haben dem Baum Wurzeln gekostet, sein Standraum wurde eingeengt, die Wasser- und Nährstoffsituation verschlechtert, von dem einfachen Abreißen der Wurzeln bei der Arbeit, weil sägen zu lange dauert, und der Bagger das schon schafft, gar nicht zu reden.
Was macht man in einem solchen Fall? Fällen und neu pflanzen? Kann man machen, aber wer sagt denn, dass es der neue Baum besser hat? Und für die gleiche, miserable Qualität auch noch Geld ausgeben? Was soll das den für einen Sinn haben?
Oft hilft dem Baum einfach den Boden zu belüften, langfristig zu belüften. Das bringt neues und stärkeres Wurzelwachstum, vor allem in Tiefen, die von Baumaßnahmen weniger beeinträchtigt werden. Manchmal hilft auch Wasser, ohne Streusalz, auf die Baumscheibe zu bringen, sofern sie deutlich zu klein ist. Nicht immer ist Trockenheit das Problem, sehr viel häufiger der Luftmangel.
Was letztlich zum Erfolg verhilft kann nicht immer geklärt werden, aber oft ist es doch sehr einfach machbar. Nicht selten für weniger Geld als die Fällung dieses Baumes kosten würde. Es sollte bei der Kostenberechnung auch berücksichtigt werden, wieviele Fällungen und Neupflanzungen eine Gesundung dieses Baumes einsparen würde. Linden können bis zu 1000 Jahre werden, aber selbst wenn dieser nur 500 schaffen würde, wieviel Geld würde der Eigentümer sparen, vom ästhetischen Gewinn gar nicht zu reden.
In diesem Fall ist leider entschieden worden bei einer Neubaumaßnahme der Straße mit der Einmündung auf deren Insel der Baum steht, diese alte Linde zu fällen und einen jungen Baum neu zu pflanzen. Wenn dabei auf die Erstellung einer vernünftig großen Baumgrube mit geeignetem Substrat geachtet wurde und dieser neue Baum deutlich bessere Zukunftsaussichten hat, als der alte Baum, mag das die richtige Entscheidung gewesen sein, dennoch hat man 100 Jahre Zeit verloren, bis hier wieder ein alter Baum steht.